- Grundsätzliches zum Thema Zitieren in der Dissertation
- Direktes Zitieren – Das wörtliche Zitat in der Dissertation
- Indirektes Zitieren – Das sinngemäße Zitieren
- Literatur
Es soll bekanntlich schon Bundesminister gegeben haben, die ihre Posten deshalb räumen mussten, weil sie in ihren Dissertationen das geistige Eigentum anderer Autoren nicht als solches kenntlich gemacht haben. Die Minister a.D. Guttenberg (2001) und Schavan (2013) lassen grüßen. Letztere hatte pikanterweise die Verantwortung für die Bildung, Forschung und Wissenschaft in diesem Land.
Es scheint also keine ganz abwegige Idee zu sein, sich im Vorfeld eines Projektes, wie einer Dissertation, mit den zulässigen Zitierweisen auseinanderzusetzen. Was darf man zitieren? Was muss man zitieren? Wie zitiert man in der Dissertation korrekt? All das sind Fragen, auf die jeder Doktorand eine Antwort haben sollte. Der folgende Artikel widmet sich der Frage, welche Zitierweisen es gibt. Außerdem fragt er, was es sonst noch in diesem Zusammenhang zu beachten gibt.
Grundsätzliches zum Thema Zitieren in der Dissertation
Jedes neu verfasste wissenschaftliche Werk baut in gewisser Weise auf seine Vorgänger auf. Es wertet dessen Ergebnisse aus und wird schließlich selbst zu einem Diskussionsbeitrag innerhalb eines wissenschaftlichen Diskurses.
Logischerweise heißt das, dass man fremde Ideen aufgreift und Gedanken von Autoren weiterspinnt, die sich mit dem gegebenen Forschungsgegenstand bereits befasst haben. Dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden. Es ist sogar das A und O des wissenschaftlichen Arbeitens, wissenschaftliche Erkenntnisse anderer nicht außer Acht zu lassen. Es muss dabei aber sichergestellt sein, dass die zitierten Inhalte korrekt wiedergegeben werden. Zudem müssen sie klar von den eigenen Beiträgen abgegrenzt und bibliographisch nachgewiesen werden.
Nur so kann der Leser sie zur Rückverfolgung des Arguments konsultieren können (Vgl. die Hinweise der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg). Es gilt der Grundsatz, dass jeder Gedanke, der nicht der eigene ist, als solcher kenntlich gemacht werden muss. Dabei ist egal woher er stammt und egal von wem er geäußert wurde.
Direktes Zitieren – Das wörtliche Zitat in der Dissertation
Doch welche Zitierweisen gibt es? Welche Vorgaben gibt es dazu? Was muss man bei den verschiedenen Zitierweisen beachten?
Bei einem direkten Zitat handelt es sich um die wortgetreue Wiedergabe der Aussage eines anderen Autors. Es wird stets in Anführungszeichen gesetzt. Dabei stehen die einleitenden Anführungszeichen unten und die abschließenden oben. Fügt man innerhalb eines wörtlichen Zitats ein weiteres wörtliches Zitat ein, so werden für dieses einfache Anführungszeichen verwendet: „In seiner Regierungserklärung prägte Bundeskanzler Willy Brandt dann das Wort ´Mehr Demokratie wagen´.“
Rechtschreibfehler, Hinzufügungen, Auslassungen sowie Zitate innerhalb eines Zitats
Die wortgetreue Wiedergabe, die bei der direkten Zitation erfolgt, ist in diesem Fall übrigens wörtlich gemeint und umfasst auch die grammatikalischen Fehler des zitierten Autors. Das könnten beispielsweise Fehler sein, die lediglich einer veralteten Rechtschreibregeln geschuldet sind. Das Gleiche gilt, wenn alte Quellen zitiert werden, diese müssen unbedingt in ihrer Originalsprache belassen werden.
Bei sehr auffälligen oder irritierenden Abweichungen von der heute geltenden Norm wird bei zeitgenössischen Texten in eckigen Klammern das lateinische Wort [sic!] hinzugefügt, wahlweise mit einem Ausrufungszeichen. Dadurch kennzeichnet man, dass man den Fehler auch erkannt hat und ihn nicht etwa selbst eingebaut hat.
Möchte man ein wörtliches Zitat in einen selbst formulierten Satz einbauen und sind zum sprachlichen Verständnis des Zusammenhangs eigene Hinzufügungen notwendig, so werden diese ebenfalls in eckige Klammern gesetzt, ergänzt mit den Initialen des Autors o.ä. [hinzugefügter Text, M. Mustermann.]. Muss man dagegen aus dem gleichen Grund etwas weglassen, so wird diese Auslassung durch drei Punkte in runden Klammern (…) gekennzeichnet. Für alle Varianten gilt, dass weder durch Hinzufügungen noch durch Auslassungen der Sinn des Zitats verändert werden darf (Sandberg, 2013, S.116).
Seitenangaben und Layout eines direkten Zitats
Grundsätzlich sollte man es mit der Länge und Anzahl von wörtlichen Zitaten nicht übertreiben, da es im Rahmen einer Dissertation in der Hauptsache darauf ankommt, den eigenen Standpunkt darzulegen (Berger-Grabner, 2016, S.6).
Manchmal lässt sich ein Sachverhalt jedoch nicht treffender ausdrücken, als es der Autor bereits getan hat. Sind Anfang und Ende des Zitats auf ein und derselben Seite zu finden, muss man bezüglich der Seitenangaben nichts weiter bedenken. Erstreckt sich das Zitat auf die nächstfolgende Seite, ist dagegen das Kürzel „f.“ hinzuzufügen. Seite 33f. meint also, Seite 33-34. Erstreckt sich das Zitat gar über mehrere Seiten, so greift das Kürzel „ff.“, wobei mit diesem allerdings der Nachteil verbunden ist, dass der Leser nicht genau nachvollziehen kann, auf welcher Seite das Zitat endet. Um an dieser Stelle nicht unpräzise zu werden, empfiehlt es sich, Zitatanfang- und ende von vornherein mittels der Angabe der Seitenzahlen einzugrenzen, etwa mit der Angabe: Vgl. Mustermann 2017, S. 25-29.
Was das Layout angeht sollten kürzere wörtliche Zitate bezüglich Schriftgröße, Einzug und Zeilenabstand wie der restliche Fließtext behandelt werden. Erstreckt sich das Zitat dagegen über mehr als 3 Zeilen muss für Übersichtlichkeit gesorgt werden. Am besten man beginnt in diesem Fall einen neuen, um ca. 1 cm eingerückten Absatz, verringert die Schriftgröße von 12 auf 10 Punkte und reduziert den Zeilenabstand auf 1 Zeile.
Hervorhebungen und Zitate aus zweiter Hand
Möchte man Teile des wörtlichen Zitats besonders hervorheben, so kann man dies tun, indem man die betreffenden Passagen kursiv, g e s p e r r t oder unterstrichen darstellt. Zusätzlich vorgenommene Hervorhebungen muss man jedoch kenntlich machen, etwa durch den Zusatz [Hervorhebung durch den Verfasser], oder, wer es kürzer mag, [Hervorh. d. Verf.]
Übernimmt man Hervorhebungen aus dem Original, so muss man diese ebenfalls kenntlich machen ([Hervorhebung im Original]).
Der passende Ort für das Anbringen dieser Hinweise ist das jeweilige Zitatende.
Vom Fettdruck zu unterstreichender Zitatpassagen sollte man beim Zitieren in einer Dissertation übrigens absehen, da dies in der Wissenschaft nicht üblich ist.
Auf Zitate aus zweiter Hand sollte man gänzlich verzichten. Doktorand A zitiert Doktorand B. Der wiederum zitiert aus Quelle XY. Aber nur Doktorand B hat Quelle XY wirklich im Original gesehen. Ein solches Vorgehen ist unredlich, da man sich nicht die Mühe gemacht hat, die Original-Quelle selbst auszuwerten. Damit verweigert man einen eigenen wissenschaftlichen Beitrag. Zudem verstößt man gegen das wissenschaftliche Prinzip der Skepsis gegenüber dem, was andere sagen, bis man es selbst überprüft hat. Es gibt seltene Fälle, wo dies gar nicht anders möglich ist, etwa wenn die Original-Quelle nicht verfügbar ist. Die Belegangabe beginnt hier mit der Floskel „zitiert nach“ oder „zitiert in“ und folgt dem Schema: Quellenangabe für Primärquelle, zitiert nach/in: Quellenangabe für Sekundärquelle. Praktisch könnte das so aussehen: Mustermann, zitiert in Musterfrau (2017, S. 33).
Indirektes Zitieren – Das sinngemäße Zitieren
Beim indirekten Zitieren dürfte es sich wohl um die am häufigsten verwendete Zitationsweise handeln. Im Unterschied zum wörtlichen Zitieren gibt man hier die Aussage des zitierten Autors lediglich sinngemäß und mit eigenen Worten wieder. Demzufolge entfallen auch die Anführungszeichen.
Dennoch muss man auch bei dieser Zitationsweise große Sorgfalt an den Tag legen. Auch beim sinngemäßen Zitieren in einer Dissertation muss man für den Leser klar erkennbar machen, wo der Gedankengang, den man zitiert, beginnt und wo er aufhört. Darüber hinaus muss man zum Zwecke der Nachprüfbarkeit auf die vollständigen bibliographischen Angaben achten.
Viele greifen beim indirekten Zitieren in der Dissertation auf das Stilmittel des Konjunktivs bzw. der indirekten Rede zurück. Ein indirekt zitierter Abschnitt könnte dann beispielsweise folgendermaßen lauten: „Mustermann verweist darauf, dass diese These durchaus zutreffen könnte.“
Anders als bei der direkten Zitierweise erfolgt der Quellennachweis entweder mit dem Zusatz: „vgl.“ (Vergleiche) oder mit dem etwas unüblicheren Kürzel: „siehe“. Wer gern auf weiterführende Literatur verweisen möchte, tut dies mit den Kürzeln: „vgl. auch“ bzw. „siehe auch“. Wichtig ist vor allen Dingen der einheitlich beibehaltene Stil des Zitierens, den man, einmal gewählt, innerhalb der gesamten Dissertation anwenden sollte (Ergänzende Hinweise zum Thema gibt auch die Universität Leipzig).
Wie deutlich geworden ist, baut jede Dissertation auf die Werke anderer Autoren auf. Indem man diese zitiert, zollt man jenen Respekt, die auf dem gegebenen Forschungsgebiet bereits wichtige Vorleistungen erbracht haben. Und indem man diese korrekt zitiert, dokumentiert man außerdem, dass die eigene Arbeitsweise wissenschaftlichen Standards genügt.
Vor allem aber bewahrt man sich selbst vor unschönen Verdächtigungen nach einer Plagiatsprüfung. Sie können am Ende die Erringung des Doktorgrades gefährden. Doktoranden, die sich unsicher fühlen, sei deshalb empfohlen, ihr Wissen auf den aktuellsten Stand zu bringen oder ein Lektorat für eine Dissertation in Anspruch zu nehmen.
Literatur
Sandberg, B. (2013): Wissenschaftliches Arbeiten von Abbildung bis Zitat – Lehr- und Übungsbuch für Bachelor, Master und Promotion, 2.aktualisierte Aufl., München.
Berger-Grabner, D. (2016): Wissenschaftliches Arbeiten in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften – Hilfreiche Tipps und praktische Beispiele,3. aktualisierte und erweiterte Aufl., Wiesbaden.