Die Note einer Dissertation entscheidet oft über den späteren Karriereweg. Daher ist es nicht nur notwendig, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Man sollte zudem auch über den Weg auf dem die Benotung zustande kommt, Bescheid wissen. Dieser Beitrag zeigt deshalb anhand von Beispielen, wie die Note einer Dissertation zustande kommen kann.
Promotion im Umbruch
In Deutschland promovierten im Jahr 2009 etwa 25.000 Absolventen. (Vgl. Anforderungen an die Qualitätssicherung der Promotion). Doch die Anzahl der durchgeführten Promotionen nimmt zu. So waren es 2014 dann schon über 28.000 in Deutschland (Vgl. Promotion im Umbruch, S. 18). Doch die Debatte um Qualitätsanforderungen an die Promotion ist seit einigen Jahren neu entfacht (Hornbostel, Tesch, S. 606 ff.). Nicht nur Plagiatsskandale und nicht nachvollziehbare Notenvergabe, sondern auch die Qualität der Promotion in manchen Fächern befeuern die Diskussion. Auch die in manchen Fachgebieten inflationäre und standortabhängige Vergabe der Bestnote facht den Streit immer wieder an (siehe dazu die Übersicht des Deutschen Zentrums für Hochschul- Wissenschaftsforschung).
Die Einführung der strukturierten Promotion in Anlehnung an die angelsächsischen PhD Programme ist spätestens seit der Exzellenzinitiative in vielen Hochschulen angekommen. Sie sieht eine bessere Betreuung und gesicherte Finanzierung vor, ebenso wie ein zumindest für die Fakultät einheitliches Bewertungssystem. Doch wie wird nun eine Dissertation bewertet?
Empfehlungen für die Note der Dissertation
Der Note einer Dissertation liegen objektive Kriterien zugrunde. Für diese gibt es an fast jeder Hochschule eine Empfehlung (siehe z.B. die Empfehlung der Hochschule Hannover):
UMFELD | Der Kandidat/die Kandidatin hat das Thema selbst vorgeschlagen. |
Methode stammt vom Kandidaten/von der Kandidatin. | |
Relevante Literatur wurde weitgehend selbständig zusammengetragen. | |
Untersuchungen wurden weitgehend selbständig durchgeführt. | |
Vorgelegte Arbeit wurde weitgehend selbständig verfasst. | |
STRUKTUR UND FORM DER ARBEIT |
Wie gut ist die Arbeit strukturiert? |
Ist das sprachliche Niveau gut? | |
Wie gut ist die graphische Ausarbeitung (Texte, Graphiken, Tabellen) ? | |
ZIELE DER ARBEIT | Wird in die Problematik gut eingeführt? |
Wie klar ist die Fragestellung definiert? | |
METHODEN | Sind die Methoden gut beschrieben? |
Wie gut sind die Kriterien zur Beurteilung der Variablen definiert? | |
Sind die Kontrollgruppen gut (qualitativ und quantitativ)? | |
Wie gut sind die Methoden zur Beantwortung der Fragen geeignet? | |
Ist die Genauigkeit der Methoden gewährleistet? | |
Wie gut ist die Stichprobenwahl (verfälschende Faktoren)? | |
Entspricht die Größe der Stichprobe der Fragestellung? | |
RESULTATE | Wie gut sind die Resultate beschrieben? |
Ist die statistische Auswertung gut? | |
Wie gut sind die Resultate nachzuvollziehen? | |
DISKUSSION UND SCHLÜSSE |
Wird die Methode diskutiert? |
Wie gut werden die Resultate diskutiert? | |
Werden die Resultate mit der Literatur verglichen? | |
Wie klar sind die gezogenen Schlüsse? | |
Sind die Schlüsse durch die Resultate gut begründet? | |
LITERATUR | Wie ausführlich und relevant ist die zitierte Literatur? |
ORIGINALITÄT/KOMPLEXITÄT | Einschätzung der wissenschaftlichen Originalität ? |
Komplexität/Niveau der angewandten Methodik? |
Tabelle 1: Bewertungskriterien, Quelle: Charité Promotionsgutachtenvorlage 2009
Notenskala
Die Benotung erfolgt nach fünf Graden, die wir im folgenden näher erklären und beschrieben. Sie beschreiben, was eine Dissertation schließlich leisten muss, die einer solchen Bewertung genügt (Vgl. die Empfehlungen der Universität des Saarlandes).
Summa cum laude – ausgezeichnet
Die Benotung soll demnach herausragenden Arbeiten vorbehalten bleiben. Diese enthalten zudem völlig neuartige Ansätze der Hypothesenbildung, der Zusammenführung bisheriger Erkenntnisse oder auch methodischer Neuentwicklungen. Sie sollen außerdem den in einem internationalen Maßstab deutlichen Fortschritt wissenschaftlicher Erkenntnis oder methodischer Ansätze innerhalb eines Fachgebietes darstellen. Die Arbeit soll außerdem den oben genannten Kriterien uneingeschränkt und in besonderem Maße entsprechen. Die Zeitdauer der Promotion sollte außerdem maximal drei Jahre betragen haben (Richtwert).
Magna cum laude – sehr gut
Diese Benotung soll dann qualitativ hochwertigen Arbeiten vorbehalten bleiben, die jedoch neuartige Ansätze der Hypothesenbildung, der Zusammenführung bisheriger Erkenntnisse oder aber auch methodischer Neuentwicklungen enthalten. Die Arbeit sollte dementsprechend einen im internationalen Maßstab erkennbaren Fortschritt wissenschaftlicher Erkenntnis oder methodischer Ansätze innerhalb eines Fachgebietes darstellen. Die Arbeit muss außerdem den oben genannten Kriterien voll entsprechen.
Cum laude – gut
Diese Benotung soll dann dementsprechend qualitativ guten Arbeiten vorbehalten bleiben, die zudem solide Ansätze der Hypothesenbildung, der Zusammenführung bisheriger Erkenntnisse oder dazu auch methodischer Neuentwicklungen enthalten. Sie soll anschließend einen im internationalen Maßstab erkennbaren Fortschritt wissenschaftlicher Erkenntnis oder methodischer Ansätze innerhalb eines Fachgebietes darstellen, und gegebenenfalls den oben genannten Kriterien entsprechen.
Rite – genügend
Diese Benotung soll also qualitativ ordentlichen Arbeiten vorbehalten bleiben, die jedoch solide Ansätze der Hypothesenbildung, der Zusammenführung bisheriger Erkenntnisse oder aber auch methodischer Neuentwicklungen enthalten. Eine Arbeit mit einer solchen Bewertung stellt dann einen Fortschritt wissenschaftlicher Erkenntnis oder methodischer Ansätze innerhalb eines Fachgebietes dar, und entspricht schließlich den oben genannten Kriterien in den wesentlichen Punkten.
Non sufficit – nicht genügend
Diese Benotung soll schließlich für Arbeiten vergeben werden, deren Ansätze der Hypothesenbildung, der Zusammenführung bisheriger Erkenntnisse oder aber auch methodischer Neuentwicklungen keinen Fortschritt wissenschaftlicher Erkenntnis oder methodischer Verbesserungen innerhalb eines Fachgebietes darstellen. Ebenso gilt die Benotung außerdem, wenn den genannten Kriterien dann nicht in ausreichender Weise entsprochen wird.
Die meisten Hochschulen geben Empfehlungen dementsprechend für die Note der Dissertation heraus. Diese bestehen außerdem aus Fragen, entlang derer das Gutachten gestaltet werden kann und zudem aus einem festen Notensystem. Zusammen mit der mündlichen Prüfung entsteht daraus schließlich die Note für die Dissertation.
Literatur
Hornbostel, S./Tesch, J. (2014): Die Forschungspromotion, Entwicklungstrends in Deutschland, in: Forschung & Lehre, 8/14, S. 606-608.
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina (2017): Promotion im Umbruch, Halle.
Wissenschaftsrat (2011): Anforderungen an die Qualitätssicherung der Promotion, Positionspapier.