- Wieviel kostest die Finanzierung einer Promotion?
- Stipendien
- Wissenschaftliche Arbeit
- Arbeiten in einem Unternehmen
- Nebenjob
- Forschungsverbünde und ähnliches
- Ersparnisse
- Literatur
Nach mindestens 10 vorhergegangenen Studiensemestern, die vom BAföG oder den Eltern mitunterstützt wurden, kann eine Promotion eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung für Promovierende darstellen. Und Geldsorgen sind ein schlechter Begleiter bei einer anspruchsvollen, wissenschaftlichen Aufgabe, die einen über mehrere Jahre begleitet. Eine stabile Finanzierung kann schlussendlich vieles erleichtern, sodass der Promovierende mehr Zeit und Energie in das Verfassen seiner Dissertation investieren kann. Welche Möglichkeiten es gibt, beleuchtet dieser Artikel.
Wieviel kostet die Finanzierung einer Promotion?
Eine Promotion an einer Hochschule in Deutschland kostet grundsätzlich erst einmal nichts, außer den Semestergebühren (Studentenwerk etc.) – an privaten Hochschulen sieht das natürlich anders aus (vgl. Deutscher Akademischer Austauschdienst). Doktoranden sind dadurch jedoch immatrikuliert und profitieren immer noch von den Ermäßigungen, den der Studentenstatus an vielen Institutionen bietet. Auch Angebote wie Semestertickets können in Anspruch genommen werden. Hinzu kommen dann Arbeitsmaterialien für die zu führenden Forschungen und Studien, beispielsweise Diktiergeräte oder wissenschaftliche Computerprogramme zur Auswertung. Der eigene Lebensstandard muss aber natürlich auch finanziert werden und kann eine große Verantwortung mit sich bringen, beispielsweise, wenn man schon Kinder hat.
Stipendien
Die wohl komfortabelste Möglichkeit, um eine Finanzierung für die Promotion zu erlangen, ist ein Stipendium. Die Anzahl an öffentlichen und privaten Stipendiengebern ist in Deutschland groß. Doktoranden können sich beispielsweise auf Webseiten wie Stipendienlotse über ihre Möglichkeiten informieren, ein Promotionsstipendium zu erhalten. Die Bewerbung für ein Stipendium ist aber natürlich mit einigem Aufwand verbunden: Motivationsschreiben verfassen, eventuell Arbeitsproben einreichen, Interviews führen. Deshalb sollte man sich rechtzeitig informieren, ob man die Voraussetzungen erfüllt und ob sich der Aufwand einer Bewerbung tatsächlich lohnt (Weiß, 2008:26).
Oft kann der Betreuer hier behilflich sein und Auskünfte geben oder eine Empfehlung schreiben. Wenn ein Promovierender dann eines der begehrten Stipendien ergattert hat, kann er sich voll und ganz auf seine Doktorarbeit konzentrieren. Nachteilig ist dabei allerdings, dass man keine Arbeitserfahrung sammeln kann und weniger gut vernetzt ist. Dazu kommt, dass man mit einem Stipendium keine Beiträge in die Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung einzahlt. Gerade letzteres kann sich böse rächen, wenn das Stipendium einmal abläuft und man direkt in Harzt4 landet. Zusätzlich sollte man bei Stipendien auch beachten, dass man die Krankenkassenbeiträge selbst bezahlen muss. Zieht man diesen Betrag vom Stipendium ab, reicht das Stipendium für viele Doktoranden schon kaum noch zum leben.
Wissenschaftliche Arbeit
Fast 80 Prozent der deutschen Doktoranden promovieren in einer Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiter (Wergen, 2015:50), das heißt, sie sind an Universitäten in einem Forschungsprojekt oder an einem Lehrstuhl beschäftigt und die Finanzierung der Promotion wird auf diese Art und Weise erreicht. Ihr Gehalt verdienen sie mit Forschung und Lehre, beispielsweise der Leitung von vorlesungsbegleitenden Übungen und der Mitarbeit an Projekten des Lehrstuhls/des Arbeitsbereichs. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter sind in der Regel für die Dauer der Qualifikation (also der Promotion) oder für eine Projektdauer befristet auf einer halben Stelle eingestellt und haben natürlich einen hohen Arbeitsaufwand zu bewältigen und verdienen dabei wenig. Hier kann die Dissertation im schlimmsten Fall auf der Strecke bleiben.
Auf der anderen Seite jedoch ist der fachliche Austausch viel leichter, da man von Arbeitswegen profitiert und schon viel mit Experten und Kollegen in Kontakt steht (Wergen, 2015:52). Zudem schließt man die Promotion unter diesen Umständen schließlich mit einem besseren Portfolio ab, da man Lehrerfahrung, Projekterfahrung, Gremienerfahrung usw. mitbringt und vielleicht auch an anderen Publikationen am Lehrstuhl beteiligt wird. Wichtig ist es stets, die Arbeit und die Dissertation strikt zu trennen und sich Zeiten für das Schreiben einzuplanen. Socher muss man sich aber darauf einstellen, dass man länger für die Dissertation brauchen wird, wenn man sie parallel zu einer Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter schrieben muss.
Arbeiten in einem Unternehmen
In einer Unternehmenskooperation zu promovieren, kann für Doktoranden durchaus sinnvoll sein um eine Finanzierung zu erreichen. Einige Unternehmen finanzieren Promotionen, wenn sie an der Thematik ein wirtschaftliches oder forschungsbezogenes Interesse haben. Promovierende arbeiten entweder in Teilzeit im Unternehmen oder werden bei ihrer Dissertation finanziell unterstützt und von der Arbeit freigestellt.
Oft verfügt das Unternehmen auch schon über Kontakte zu Hochschulen oder potenziellen Doktorvätern oder umgekehrt (vgl. Infos der Freien Universität Berlin). Allerdings kann es manchmal schwierig sein, die wirtschaftlichen Wünsche des Unternehmens mit dem rein wissenschaftlichen Aspekt zusammen zu bringen. Auf der anderen Seite besteht nach dem Abschluss der Promotion oft die Möglichkeit, im jeweiligen Unternehmen zu bleiben und in Festanstellung zu arbeiten, sollte man doch keine wissenschaftliche Karriere mehr verfolgen.
Nebenjob
Natürlich können Doktoranden auch in einem völlig fachfremden Nebenjob arbeiten und so die Dissertation finanzieren. Ein Vorteil der berufsbegleitenden Promotion ist natürlich, dass die Finanzierung über den ganzen Promotionszeitraum gesichert ist und Promovierende weniger stark eingeschränkt sind, als bei einer befristeten Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder einem Stipendium (Wergen, 2015:60).
Allerdings ist die Belastung hier meist sehr viel höher, als wenn die Promotion direkt bei einem Unternehmen absolviert wird. Disziplin und ein ausgezeichnetes Projekt- und Zeitmanagement sind notwendig, damit die Dissertation nicht auf der Strecke bleibt. Im Durchschnitt dauert eine Promotion neben dem Job bis zu zwei Jahre länger, das heißt, Promovierende müssen einen langen Atem mitbringen. Zudem müssen sie damit rechnen, dass der Chef oder die Arbeitskollegen eventuell nur wenig Verständnis für das Vorhaben aufbringen, eine Dissertation zu verfassen (Wergen, 2015:62).
Forschungsverbünde und ähnliches
Die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) richtet seit den 90er Jahren auf Antrag sogenannte Graduiertenkollegs ein (Günauer, 2012:163). Ein Graduiertenkolleg ist ein von einem Professor zu einem Themenbereich angelegtes Studienprogramm mit Lehrveranstaltungen, Übungen und Seminaren. Für ein solches Kolleg können Promovierende sich bewerben, um eine Förderung in Form eines Promotionsstipendiums für maximal drei Jahre zu erhalten (Günauer, 2012:163). Graduiertenkollegs gibt es auch bei der Max-Planck-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft Research Schools und bei vielen anderen Forschungsverbünden. Obwohl sie an einer Hochschule stattfinden, bieten Graduiertenkollegs jedoch nicht immer eine ausreichende Betreuung und einen intensiven Austausch. Auf der anderen Seite jedoch ist die Finanzierung der Promotion idealerweise gesichert und es besteht ein wissenschaftlicher und fachlicher Austausch zwischen den Teilnehmer des Graduiertenkollegs.
Ersparnisse
Obwohl diese Möglichkeit vermutlich für die wenigsten Doktoranden in Betracht kommt, kann die Promotionszeit natürlich auch immer mit eigenen Ersparnissen überbrückt werden. Allerdings werden die wenigstens Doktoranden während ihrer Studienzeit genug angespart haben, um drei bis fünf Jahre auf Pump zu leben. Zudem kann es sehr belastend sein, während der Dissertation jeden Euro dreimal umdrehen zu müssen, und sich mehr auf die Ausgaben zu konzentrieren als auf die eigentliche Arbeit. Der wissenschaftliche Austausch mit Experten oder Kollegen, den man bei einer wissenschaftlichen Mitarbeit oder einem Graduiertenkolleg bekommen kann, fällt völlig weg. Dadurch hat man wesentlich weniger Berührungspunkt mit der Arbeit. Durch das sparsame Leben kann es zudem passieren, dass Doktoranden sich sozial isolieren. Und gerade die sozialen Kontakte sollten während der Promotion als Ausgleich nicht vernachlässigt werden.
Es gibt zahlreiche Wege, die Dissertation zu finanzieren. Welcher Weg schlussendlich der Beste ist, muss jeder Promovierende für sich selbst entscheiden. Denn jeder Mensch hat andere Vorlieben und während der eine sehr diszipliniert am Abend noch an der Dissertation schreiben kann, braucht der andere wirklich seine ganze Aufmerksamkeit für das Projekt. Die Möglichkeiten sind jedoch vielfältig genug, dass jeder Doktorand die Möglichkeit wählen kann, die seinen Fähigkeiten am meisten entspricht.
Literatur
Günauer, Franziska/Krüger, Anne/Moes, Johannes/Steidten, Torsten/Koepernik, Claudia (2012): GEW Handbuch – Promovieren mit Perspektive, 2. Auflage, Bielefeld.
Weiß, Christel/Bauer, Axel (2008): Promotionsplanung und Exposee: Die ersten Schritte auf dem Weg zur Dissertation, 3. Auflage, Stuttgart.
Wergen, Jutta (2015): Promotionsplanung und Exposee: Die ersten Schritte auf dem Weg zur Dissertation, Opladen.
Weiterführende Literatur:
Messing, Barbara/Huber, Klaus-Peter (2004): Die Doktorarbeit: Vom Start zum Ziel: Lei(d)tfaden für Promotionswillige, 3. Auflage, Berlin.
Hell, Silke (2017): Soll ich promovieren?: Voraussetzungen, Chancen und Strategien, München.
Knigge-Illner, Helga (2015): Der Weg zum Doktortitel: Strategien für die erfolgreiche Promotion, 3. Auflage, Frankfurt.