- Eine Umfrage für die Dissertation vorbereiten
- Erstellen eines Fragebogens
- Tipps zum Umfragen Durchführen für die Dissertation
- Literatur
Immer weniger Studenten oder Wissenschaftler wollen heute noch rein theoretische Dissertationen schreiben. Eine gewisse Praxisnähe wird insbesondere in den Geisteswissenschaften gern gesehen – und oftmals auch gefordert. Um eine Dissertation praktischer zu gestalten, kann man zum Beispiel Umfragen durchführen. Doch wie geht man das am besten an? Welche Möglichkeiten gibt es und was sollte man beachten? In diesem Artikel erklären wir die gängigsten Methoden und geben nützliche Tipps zur Umsetzung.
Eine Umfrage für die Dissertation vorbereiten
Damit man möglichst aussagekräftige Ergebnisse erhält, sollte man eine Umfrage für die Dissertation gut vorbereiten. Am besten beginnt man mit einer Literaturrecherche zum Forschungsthema. Welche Umfragen wurden in dem Bereich schon durchgeführt? Welche Aspekte wurden noch nicht behandelt?
Im Zuge dessen sollte man sich auch für eine Erhebungsmethode entscheiden. Grundsätzlich kann man schriftliche oder mündliche Umfragen durchführen. Sie basieren meist auf einem Fragebogen, können aber persönlich, telefonisch, postalisch oder online erfolgen. Die Wahl hängt letztendlich von verschiedenen Faktoren ab: Welche Zielgruppe will man ansprechen? Wie lang soll die Umfrage sein?
Eine ältere Zielgruppe könnte mit Online-Befragungen beispielsweise Schwierigkeiten haben. Und dauert die Umfrage zu lange, wollen vielleicht nicht genug teilnehmen. Über diese Dinge sollte man sich im Voraus unbedingt Gedanken machen (Siehe hierzu eine Übersicht der Universität Trier).
Hilfreich ist auch, vorab eine Probe-Befragung mit der Familie oder Freunden zu machen. Vielleicht sind auch Kommilitonen oder Kollegen bereit, die Umfragemethode, zum Beispiel den Fragebogen, zu testen. So kann man wertvolles Feedback erhalten und sein Vorgehen optimieren.
Erstellen eines Fragebogens
Zu Beginn einer Umfrage für eine Dissertation mittels Fragebogen sollte der Forscher sich darin kurz vorstellen und einige Hinweise zur Befragung geben. Was ist das Thema? Warum wird diese Umfrage durchgeführt? Wie lange wird sie dauern? Hier sollte man auch deutlich machen, dass sämtliche Daten vertraulich und ggf. anonym behandelt werden.
Entscheidend ist nun eine gut gewählte Einstiegsfrage. Sie bestimmt maßgeblich, „ob eine Zielperson erfolgreich zu einer Befragungsperson gemacht werden kann“ (Porst, 2008, 135). Denn sind erst einmal die ersten drei bis vier Fragen beantwortet, brechen die wenigsten Befragten die Umfrage noch ab. Die Einstiegsfrage sollte also in irgendeiner Form spannend sein. Dies kann zum Beispiel erreicht werden durch Aktualität, Themenbezogenheit, Betroffenheit und Einfachheit (vgl. ebd., 138).
Komplexere Fragen hingegen sollte man in der Mitte eines Fragebogens platzieren, da dort die Konzentration der Befragten am höchsten ist. Heikle Fragen, die besonders persönlich oder unangenehm sind, sollten hingegen ans Ende gestellt werden. Das gleiche gilt für demographische Fragen, die aus datenschutzrechtlichen Gründen häufig ungern beantwortet werden. In mündlichen wie in schriftlichen Interviews sollte man sich am Ende für die Mithilfe und Unterstützung bedanken. Man kann auch noch Platz für persönliche Anmerkungen oder Feedback lassen.
Arten von Fragen
Es gibt drei Fragetypen, die jeder kennen sollte, der für die Dissertation Umfragen durchführen will: geschlossene, halboffene und offene Fragen. Welche man für einen Fragebogen auswählen soll, hängt grundsätzlich von dem Forschungsthema und -ziel ab.
Bei geschlossenen Fragen gibt der Forscher Antwortkategorien vor, von denen der Befragte nicht abweichen kann. Ein Beispiel für eine geschlossene Frage wäre: „Für welche Sportart interessieren Sie sich?“ Und die Antwortmöglichkeiten könnten lauten: „Fußball“, „Volleyball“, „Basketball“, „Formel 1“ und „Boxen“. Ein Vorteil dieser Fragenart ist die Möglichkeit der schnellen Auswertung der Daten. Jedoch besteht die Gefahr, dass Befragte sich keiner der vorgegebenen Kategorien zuordnen können.
Halboffene Fragen unterscheiden sich von den geschlossenen durch eine zusätzliche, an den Schluss angehängte Kategorie. Oft wird sie mit „Sonstiges, bitte nennen“ beschrieben. Dies soll jedem Befragten die Chance geben, zu antworten, selbst wenn er sich in den vorgegebenen Kategorien nicht einordnen kann.
Bei offenen Fragen gibt es keinerlei Vorgaben oder Kategorien, wie die Antwort ausfallen soll. Der Befragte formuliert sie völlig frei in seinen eigenen Worten. Dadurch erhält man zwar differenziertere und vielleicht ehrlichere Antworten, der Aufwand für die Auswertung ist jedoch wesentlich höher (vgl. Schnell et al., 2011, 326). Ein Beispiel für eine offene Frage wäre: „Welche Sportart hat Ihre Jugend geprägt und warum?“ Dahinter folgen einige leere Zeilen zum Ausfüllen.
Gute Formulierungen
Unabhängig davon, welche Fragentypen man verwendet, sollte man die Fragen nach bestimmten Regeln formulieren. Zunächst einmal müssen Befragte sie alle gleichermaßen verstehen. Dafür ist es wichtig, die Zielgruppe zu kennen. Generell sollte man keine Fachbegriffe oder Fremdworte benutzen. Die Fragen dürfen außerdem nicht zu lang oder verschachtelt sein. Auch bestimmtes Hintergrundwissen darf nicht einfach vorausgesetzt werden.
Ein Fragebogen muss immer eindeutige Fragen enthalten. „Lesen Sie gerne Bücher und Zeitschriften?“ ist beispielsweise nicht eindeutig. Der Befragte liest vielleicht nur das eine oder nur das andere. Somit kann er die Frage nicht völlig korrekt beantworten. Dasselbe gilt für Fragen, die auf einen bestimmten Zeitraum abzielen. „In letzter Zeit“ könnte demnach drei Wochen oder drei Jahre bedeuten. „Seit 1. Januar diesen Jahres“ wäre ein konkreter Zeitrahmen.
Will man als Forscher objektive Umfragen durchführen, muss man zudem unbedingt neutral bleiben. Man darf die Teilnehmer durch die Frageformulierung keinesfalls beeinflussen. „Führende Wissenschaftler haben herausgefunden…“ ist beispielsweise ein Einstieg, der sehr beeinflusst. Befragte könnten dadurch eingeschüchtert und davon abgehalten werden, ihre persönliche Meinung zu sagen.
Tipps zum Umfragen Durchführen für die Dissertation
Mit der Erstellung des Fragebogens ist die erste große Hürde geschafft. Nun geht es aber um Fragen wie: Wie erreiche ich genug Teilnehmer? Oder Wie schaffe ich es, dass die Teilnehmer sich von der Umfrage angesprochen fühlen?
Wie erreiche ich Teilnehmer?
Es gibt verschiedene Wege, wie man an Teilnehmer für eine Umfrage kommt. Man kann etwa auch Freunde und Verwandte bitten, an der Umfrage teilzunehmen. Auch Bekannte, Nachbarn oder Kollegen kommen in Frage. Generell gilt natürlich, dass die Personen zu der eventuell festgelegten Zielgruppe passen müssen.
Wie kann man weitere Teilnehmer finden? Viele Unis geben den Studenten die Möglichkeit, den internen E-Mail-Verteiler zu nutzen (Siehe hier beispielsweise die Voraussetzungen an der Philipps-Universität Marburg). Hier bietet es sich an, lediglich einen Link zu verschicken und den Fragebogen online ausfüllen zu lassen. So haben die Teilnehmer den geringsten Aufwand und als Forscher erhält man mehr Antworten.
Es gibt mittlerweile einige Anbieter, über die man solche Umfragen gestalten kann. Hat man einmal eine Online-Umfrage generiert, kann man den Link dazu natürlich auch auf andere Weise verschicken. Ein Post, beispielsweise in einem sozialen Netzwerk, erreicht in kurzer Zeit sehr viele Menschen.
Was wirkt motivierend auf die Teilnehmer?
Bewährt haben sich zudem kleine Aufmerksamkeiten („Incentives“), Gutscheine oder Verlosungen, die an die Teilnahme gekoppelt sind. Auch die Zusage, den Teilnehmern die Ergebnisse der Studie in jedem Fall zu schicken, kommt gut an. Den Befragten vermittelt man auf diese Art und Weise das Gefühl, letztlich auch etwas von der Umfrage zu haben.
Bei einer mündlichen Befragung ist außerdem die persönliche Ansprache entscheidend. Man sollte überdies stets freundlich, professionell und engagiert auftreten. Mögliche Gewinne oder Geschenke sollten zudem auch direkt erwähnt werden. Ideal ist es darüber hinaus, wenn man einen konkreten Anlass für die Umfrage hat. Eine Befragung zum Konsumverhalten in der Weihnachtszeit wäre beispielsweise im November und Dezember passend.
Wie man sieht, erfordert es einiges an Vorarbeit, wenn man als Forscher Umfragen durchführen will. Für die Recherche und Entscheidung für eine Methode sollte man demnach genug Zeit einplanen. Auch das Feilen am idealen Fragebogen kostet Zeit, die man jedoch unbedingt investieren sollte. Denn die Umfrageergebnisse können immer nur so gut sein wie die Umfrage selbst. Hat man die Datenauswertung dann abgeschlossen, können sie eine wissenschaftliche Arbeit erheblich aufwerten.
Literatur
Porst, Rolf (2008): Fragebogen. Ein Arbeitsbuch, Wiesbaden.
Schnell, Rainer/Hill, Paul B./Esser, Elke (2011): Methoden der empirischen Sozialforschung, 9. Auflage, München.