- Entscheidungsfindung
- Als PostDoc in die Wissenschaft
- Förderungsprogramme für PostDocs
- Als PostDoc in die Wirtschaft
- Literatur
Mit der Promotion ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur wissenschaftlichen Karriere geschafft. Verbessert ein Doktortitel allerdings auch die beruflichen Perspektiven außerhalb der Wissenschaft? Dies Frage wiederum stellt viele Promovierte (und Promovierende) vor die grundsätzliche Frage: weiter die wissenschaftliche Karriere verfolgen oder umsatteln?
Dieser Artikel informiert zunächst über grundlegende Möglichkeiten nach der Promotion und gibt Tipps für die Entscheidungsfindung bei der Karrierewahl zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Danach werden Chancen und Risiken beider Perspektiven beleuchtet.
Entscheidungsfindung
Als Basis für diese oft schwere Entscheidung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sollte eine realistische Einschätzung des bisherigen wissenschaftlichen Erfolgs dienen. Dabei hilft es, seine persönliche Bilanz mit Vertrauenspersonen zu reflektieren. Das können erfahrene Wissenschaftler oder auch Wissenschaftcoaches sein.
Professoren, die dieses Karriereziel erreicht haben, halten folgende Faktoren rückblickend für entscheidend für ihren Erfolg: Die Wahl eines Themas aus Neigung und Überzeugung, die Positionierung des eigenen Forschungsthemas, sodass der eigene Name mit diesem Thema verknüpft wurde, eine große zeitliche Investition und ein enormes Durchhaltevermögen (vgl. Müller: 167ff.).
Außerdem lohnt sich eine Kosten-Nutzen-Analyse. In Puncto berufliche Sicherheit schneidet die wissenschaftliche Karriere im Vergleich zu Perspektiven in der Wirtschaft eher schlecht ab: Verdienst, Arbeitszeiten, Zwang zur Mobilität und größtenteils befristete Stellen lassen sich schlecht mit einer Familienplanung zu vereinbaren. Daher lässt die Attraktivität einer wissenschaftlichen Karriere immer mehr nach.
Als PostDoc in die Wissenschaft
Im Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013 wurde speziell auf die Probleme und Perspektiven in der Post-Doc Phase eingegangen. Junge PostDocs benennen sowohl Abhängigkeiten als auch Freiräume ihrer Arbeit und sind vor allen Dingen vor der beruflichen Zukunft verunsichert. Diese Unsicherheit sei intensiver als während der Promotion, weil sie für ihre Habilitation von einem Mentor und von der Fakultät abhängig seien und trotzdem ja schon weitgehend selbstständig planen und forschen müssen (vgl. Reuter et. al 2016: 114).
Wenn man jedoch sicher weiß, dass die Leidenschaft für die Wissenschaft all diese Faktoren ausgleicht und einen nach der Promotion langfristig die Perspektiven in die universitäre Lehre/Forschung ansprechen, ist eine Stelle als Postdoktorand (PostDoc) eine Möglichkeit. Grob gesagt ist die PostDoc-Phase, die Phase zwischen Promotion und einer möglichen Professur, für viele Nachwuchswissenschaftler aber erst einmal eine finanzielle Durststrecke. Nicht für alle PostDocs gibt es Stellen an Hochschulen oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen und diese Stellen selbst über das Einwerben von Drittmitteln zu beantragen, ist aufwendig und zeitintensiv – eine Erfolgsgarantie für diese Perspektiven gibt es zudem nicht. Und auch andere Aufgaben sind von einem PostDoc zu erledigen.
Denn in der PostDoc-Phase baut man vor allen Dingen aktiv sein wissenschaftliches Profil und berufliches Netzwerk im In- und Ausland auf. Letzteres ist besonders wichtig, da Netzwerke eine große Rolle spielen. Je mehr Leute man kennt, desto mehr potenzielle Zusammenarbeit und fachlicher Input ist möglich. Die Vernetzung ist zusätzlich wichtig, weil die Finanzierung der eigenen Existenz und die Forschung zunehmend von Drittmitteln abhängen (Ibid. 2016: 106). Nebenbei kann man dabei seine internationalen Horizonte erweitern.
Idealtypisch liegen zwischen Promotion und Lebenszeit-Professur circa sechs Jahre, abhängig von Fachrichtung und Karriereverlauf dauert es allerdings oft länger. In der PostDoc-Phase gibt es so verschiedene Qualifizierungsmodelle wie in keinem anderen Karriereabschnitt, diese unterscheiden sich stark in den Finanzierungsarten und Rahmenbedingungen.
Förderungsprogramme für PostDocs
Die gute Nachricht ist: Die Anzahl der Fördermöglichkeiten für PostDocs steigt stetig.
Wenn man überdurchschnittlich qualifiziert ist, kann beispielsweise ein Forschungsstipendium für ein eigenes Projekt im Ausland mit anschließender Leitung einer Nachwuchsgruppe ein attraktiver nächster Schritt sein.
Die Höhe und Förderdauer der verschiedenen Angebote variieren allerdings stark. Meistens kann man mit einem monatlichen Grundbetrag rechnen, der durch Kinderbetreuungs-, Sach- oder evtl. Reisekosten oftmals erweitert wird. Manchmal können Stipendiaten aber auch über satte Einmalzahlungen frei verfügen.
Als gute Adresse für Förderung für PostDocs ist zunächst die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zu nennen. Diese bietet nicht nur Stellen in Forschungsprojekten- und Programmen (z.B. das Emmy-Noether Programm oder das Heisenberg-Programm), sondern vergibt auch selbst Forschungsstipendien, und fördert Forschungsvorhaben im Ausland.
Auch der Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) vergibt Jahresstipendien für Promovierte und PostDoc-Stipendien im Ausland und bietet in seiner Stipendiendatenbank einen umfassenden und kostenlosen Überblick.
Weitere Programme sind u.a. Starting Grants und das Alexander von Humboldt-Forschungsstipendium.
Als PostDoc in die Wirtschaft
Doch auch die Industrie lockt mit vielseitigen Förderungsmöglichkeiten und PostDoc-Stellen. Sowohl international aufgestellte als auch kleinere Unternehmen investieren stark in anwendungsorientierte Forschung. Als Postdoktorand forscht man in einem (internationalen) Team von Wissenschaftlern an innovativen Lösungen für konkrete Anforderungen, entwickelt Standards fort oder ermittelt Alternativen für bestehende Prozesse.
Was wird gefordert? Eine gute bis sehr gute Promotion im entsprechenden Bereich, Forschungserfahrung und Methodenkompetenz. Letzteres ist im Bereich Projektmanagement wichtig, da PostDocs häufig in Projekten arbeiten und diese Soft Skills brauchen. Ein Plus sind Auslandsaufenthalte und absolvierte Industriepraktika.
Und wie sieht es finanziell aus? Je nach Branche, Qualifikation und bisheriger Erfahrung schwankt der Verdienst. Man sollte sich vorab informieren, welche Bezahlungen und Leistungen in der jeweiligen Branche üblich sind, auch als Vorbereitung für das Bewerbungsgespräch, da das Thema immer dann zur Sprache kommt, wenn keine tariflichen Vorgaben bestehen (im Gegensatz zum öffentlichen Dienst).
Spezielle Stellen für PostDocs sind im Vergleich zur Wissenschaft zwar (noch) eher spärlich, aber gerade Naturwissenschaftler und Ingenieure haben sehr gute Chancen auf Förderprogramme.
Wie auch immer die persönliche Entscheidung ausfällt: es ist ratsam, schon vor Ende der Promotion in sich zu gehen und sich Infos über den nächsten möglichen Karriereschritt und Perspektiven zu beschaffen – je früher desto besser! Abgesehen von der eigenen Heimatuniversität können hierbei (je nach Neigung) auch ausländische Fachinstitute, Unis, und fachspezifische Karrieremessen als wichtige Anlaufstellen dienen.
Literatur
Müller, Mirjam (2014): Promotion – PostDoc – Professur. Karriereplanung in der Wirtschaft, Frankfurt/New York.
Reuter, Julia (et al.) (2016): Wissenschaftliche Karriere als Hasard: Eine Sondierung, Frankfurt/New York.
Weiterführende Literatur:
Gabrys, Barbara J.; Langdale, Jane A. (2011): How to Succeed as a Scientist: From Postdoc to Professor, Cambridge.
Weiterführende Links:
EURAXESS – Researchers in Motion. In dieser europaweiten Jobbörse für ForscherInnen können Forschungseinrichtungen und Wirtschaft offene Stellen einstellen.
Online unter: https://euraxess.ec.europa.eu/
Das Internetportal „Research in Germany” bietet einen Überblick über deutsche Forschungs- und Fördermöglichkeiten.
Online unter: https://www.research-in-germany.org/de.html
Das europäische Karrierenetzwerk „Academic Positions” präsentiert weltweite Jobs für Akademiker, Forscher und Wissenschaftler.
Online unter: https://academicpositions.eu/