- Antrieb für die Dissertation finden
- Motivationskiller für die Dissertation
- Motivationscocktails
- Literatur
Ein Motivationstief kann jeden Doktoranden jederzeit und überall erwischen. Viele Doktoranden sagen sogar von sich, dass sie regelmäßig mit Motivationsproblemen zu kämpfen haben. Für eine Dissertation ist es also keine Ausnahme, sondern der immer mal wieder auftauchende Normalfall, dass einem die Motivation fehlt oder man sogar unter einer Schreibblockade leidet. Dieser Artikel möchte Promovierende ermutigen, in der Promotion persönlich zu wachsen und von ihr zu profitieren. Es werden Tipps und Strategien präsentiert, wie man dabei Motivationstiefs bewältigen und vorbeugen kann.
Antrieb für die Dissertation finden
Wenn man eine Dissertation Schreiben will möchte man einen Doktortitel tragen. Häufig wird der Sinn auf diesen Wunsch reduziert. Es lohnt sich allerdings, über den akademischen Tellerrand zu blicken. So sieht man die Dissertation nicht nur als unliebsamen Begleiter auf dem Weg zum Titel zu sehen. Denn während des Kampfes lernt man Wertvolles über sich und das Thema, das man erforscht. Schreiben ist eine Art des Wissens und Denkens. Der Prozess, Wissen zu systematisieren und eine Form zu finden jenes auszudrücken, wird zu einem Mittel Wissen zu entdecken. Anders gesagt: „Ich weiß nicht, was ich weiß, bis ich es schreibe.“. Diese Art des Lernens trägt zum persönlichen und beruflichen Wachstum bei (vgl. Joyner et al. 2012: 7).
Die Wahl eines Themas, das echtes Interesse und Neugierde weckt, ist hierbei mehr als die halbe Miete. Denn selbst das Forschen an dem interessantesten Forschungsgebiet ist höchstwahrscheinlich streckenweise immer noch mit weniger spannenden Arbeitsschritten verbunden. Ein tieferes Interesse am Thema verleiht gerade in diesen Durststrecken die nötige Motivation dran zu bleiben. Aber wie kommt es, dass die Motivation oft selbst bei einem faszinierenden Thema immer wieder einmal verschwindet?
Motivationskiller für die Dissertation
Rückschläge und Motivationstiefs gehören dazu und sind völlig normal. Das gilt, auch wenn das natürlich die wenigsten gerne zur Sprache bringen. Es ist naiv zu glauben, dass man sich nur ein bisschen organisieren und innerlich zusammenreißen muss. Es braucht mehr, um die Motivation für eine Dissertation über mehrere Jahre hinweg aufrecht zu erhalten.
Im eigenen Newsfeed sozialer Netzwerke sieht man meist nur lässige Urlaubsfotos. Deshalb bekommt man unterbewusst nonstop den Eindruck vermittelt, dass alle anderen die perfekte (und utopische) Work-Life-Balance leben.
Diese Gedankenspiralen lenken vom eigentlichen Fokus ab. Mit guten Rahmenbedingungen können Motivationstiefs aber vorgebeugt werden. Oft sind diese Tiefs auf unrealistische Ziele oder zu hohe Erwartungen an sich selbst zurückzuführen.
Man beginnt eine komplexe Aufgabe sehr motiviert, stürzt sich in die Arbeit und möchte ein sehr hohes Leistungspensum konsequent durchziehen. Dabei überfordert man sich aber häufig selbst. Kommt mal etwas dazwischen oder bringt man nicht die von sich selbst erwartete Leistung, kommt die Enttäuschung und Frustration.
Dies führt letzten Endes dazu, dass man die Motivation ganz verliert und die Dissertation nur noch als Qual gesehen wird. Somit können Zeitdruck und Versagensangst zu weiteren Motivationskillern werden. Zudem widmen viele ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich Fehlern und Misserfolgen anstatt Erfolgsschritten und Perspektiven. Der vielleicht entscheidendste Grund für fehlende Motivation ist aber Müdigkeit in Folge von Schlafmangel und zu kurzen Erholungspausen.
Motivationscocktails
Wichtig ist es daher, seinen individuellen Biorhythmus zu kennen. Zeiten zum Akku aufladen sind wichtig. Auch eine gesunde Ernährung und körperlicher Ausgleich sind eine Grundvoraussetzung für einen klaren Kopf. Die eigene biologische Uhr legt fest, wann das Leistungsvermögen am höchsten ist. Zudem sollte man den Gewohnheitseffekt etablieren und nutzen.
Zeit nutzen
Es gilt, diese leistungsstärksten Zeiten zu nutzen. Am besten plant man Arbeitszeiten fest in den Kalender und behandelt sie als verbindliche, „externe“ Termine. Diese Zeiten werden nicht angetastet (abgesehen von etwaigen seltenen „Notfällen“). Empfehlenswert ist bei der Planung der Arbeitszeiten die sogenannte Salamitaktik. Das ist eine Bezeichnung für die Vorgehensweise, größere Ziele durch kleine Schritte zu erreichen.
Dabei sind Zeitprotokolle sehr hilfreich. Da man häufig keinen realistischen Blick auf sein Zeitmanagement hat, ist es sinnvoll, genau aufzuschreiben was man wie lange macht. Anhand dieses Protokolls lassen sich Aufgaben umorganisieren und durchstrukturieren.
Kleine Tagesziele sollten so genau wie möglich inhaltlich bestimmt und eingetragen werden.
Auch hier gilt: man muss nicht alleine kämpfen. Viele Universitäten bieten praktische Unterstützung durch Workshops an. In ihnen werden Methoden des Zeitmanagements und der Schreibdidaktik praktisch durchbuchstabiert oder mit einem Lektorat einer Dissertation bzw. einzelner Kapitel, die Übersicht über das, was man bisher schon geschrieben hat, erreicht, so z.B. bei der Technischen Universität Dresden.
Durch eine steigende Anzahl von kleinen, regelmäßigen Erfolgserlebnissen wird so auf die Dauer nicht nur die Motivation gesteigert. Es werden auch Gewohnheiten geschaffen. Diese Gewohnheiten bestimmen einen gesunden Arbeitsrhythmus – angepasst an den individuellen Biorhythmus. Das Schlechteste, was man jetzt tun kann ist aufgeben und sich einen Ghostwriter suchen oder abzuschreiben, denn das kommt sowieso bei der Plagiatsprüfung der Universität raus.
Gewohnheiten schaffen
Laut Michaela Brohm, Professorin für Empirische Lehr-Lern-Forschung und Didaktik, kann man Motivation und Willenskraft lernen. Voraussetzung dafür sei eine ehrliche Selbsteinschätzung und eine gute Organisation und Planung, um das visierte Ziel zu erreichen (vgl. Brohm 2015: 13).
Aber wie kann man die Motivation erlernen und wachsen? Das Geheimnis ist vielleicht weniger komplex als erwartet: just do it. Je öfter man einfach anfängt, desto leiser wird der innere Schweinehund. Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es geht darum, Routinen einzuüben und von dieser Stabilität zu profitieren. Dann kann man den Arbeitsberg Stück für Stück mit Erholungspausen erklimmen.
Nicht nur feste Arbeitszeiten, sondern auch ein fester Arbeitsplatz ist wichtig für diese Routine. Regelmäßige, verbindliche Treffen mit anderen Doktoranten und dem Doktorvater zwecks Austausch und Reflektion sind ebenfalls empfehlenswert. Man muss den Kampf nicht alleine führen, sondern kann sich gegenseitig fachlich helfen und gemeinsam reflektieren.
Zudem ist Motivation ist keine Eigenschaft, sondern eine Lebensart. Diese sollte man sich nicht auf Druck für die Dissertationsphase aneignet und dann wieder fallen lässen. Sie wächst nur in unseren offenen, hoffnungsstarken Momenten (vgl. Ibid. 2015: 33ff.).
Zu guter Letzt: Man sollte sich während der Dissertation bewusst Zeit nehmen. Man kann Körper und Seele mit Elementen füllen, die einen aufblühen lassen. Ein gutes Zeitmanagement hilft nicht nur dabei, der anstehenden Arbeit entspannter entgegenzublicken. Es garantiert sogar auch die nötige innerliche Distanz zur Arbeit. Auch wenn das Projekt Dissertation absolute Priorität hat, sollte es nicht die gesamten zeitlichen, rationalen und emotionalen Kapazitäten verschlingen.
Literatur
Brohm, Michaela (2015): Motiviert studieren!, Stuttgart.
Joyner, Randy L./Rouse, William A./Glatthorn, Allan A. (2012): Writing the Winning Thesis or Dissertation: A Step-by-Step Guide, New York.
Weiterführende Literatur:
Krengel, Martin (2015): Prokrastination überwinden, Träume verwirklichen, Work-Life-Balance verbessern, Kindle Edition.
Messing, Barbara/Huber Klaus-Peter (2013): Die Doktorarbeit: Vom Start zum Ziel: Lei(d)tfaden für Promotionswillige, Berlin.
Seiwert, Lothar (2014): Das 1×1 des Zeitmanagement: Zeiteinteilung, Selbstbestimmung, Lebensbalance, München.