- Was versteht man unter Ghostwriting?
- Ist Ghostwriting illegal und was sind die Folgen?
- Welche Gefahren birgt Ghostwriting in der Dissertation?
- Was kostet es, die Dissertation schreiben zu lassen?
- Welche Dienstleistungen fallen nicht unter Ghostwriting?
- Literatur
In den vergangenen Jahren hat sich eine verhängnisvolle Praxis etabliert. Von ihr haben sogar schon die großen Politiker vergangener Jahrhunderte Gebrauch gemacht. Heute allerdings hat sie nicht unbedingt einen positiven Beiklang: das Ghostwriting. Könige und Kaiser, Eroberer und Senatoren haben sich ihre Reden schreiben lassen. Wenn jedoch ein Promovierender seine Dissertation von einem Ghostwriter verfassen lässt, so bringt dies mehr Schaden als Nutzen mit sich. Weshalb, soll dieser Artikel erläutern.
Was versteht man unter Ghostwriting?
Ein Ghostwriter ist jemand, der anstatt des Doktoranden dessen Doktorarbeit verfasst. Diese wird im Anschluss jedoch von dem Promovierenden an der Universität eingereicht und als eigene Leistung ausgegeben. Bei manchen mag wohl tatsächlich die Faulheit dahinterstecken oder der Wunsch nach einem Titel, der die berufliche Karriere vorantreibt. Viele Menschen nehmen jedoch die Arbeit eines Ghostwriters in Anspruch, weil sie sich überfordert fühlen. Manche verzetteln sich auch mit ihrer Dissertation. Andere haben Angst, dass sie die Arbeit nicht mehr selbst zum Abschluss bringen können.
Ist Ghostwriting illegal und was sind die Folgen?
Ghostwriting verstößt gegen zweierlei: Die Prüfungsordnung der Universität und das Urheberrecht. Jeder Doktorand versichert in einer eidesstaatlichen Erklärung, die Arbeit selbst verfassen zu haben. Ist dies nicht der Fall, liegt Betrug vor. Dies verstößt nicht nur gegen die Prüfungsordnung, sondern stellt auch einen gerichtlichen Strafbestand dar (Bensberg, 2013: 205). Je nach Prüfungsordnung der Universität droht die Aberkennung des Doktorgrades oder sogar eine hohe Geldstrafe. Zudem kommt hinzu, dass das Urheberrecht für die Arbeit bei jemand anderem liegt und vertraglich vom Ghostwriter nicht immer korrekt an den Kunden abgetreten wird. Auch hier kann es zu gerichtlichen Folgen kommen (Siehe dazu auch diesen Artikel auf Spiegel-Online).
Welche Gefahren birgt Ghostwriting in der Dissertation?
Neben dem offensichtlichen Straftatbestand ist der Doktorand dem Ghostwriter auch völlig ausgeliefert. Bei einer hochgradig wissenschaftlichen Arbeit wie einer Dissertation muss der Ghostwriter bestenfalls über eine akademische Ausbildung verfügen. Dies lässt sich aber kaum nachprüfen. Im schlimmsten Fall ist der Ghostwriter schlecht und man selbst wird als Doktorand des Plagiats bezichtigt oder die Doktorarbeit nicht anerkannt. In diesem Fall sind tausende Euros verloren. Eine weitere Herausforderung wartet bei der Verteidigung. Da der Promovierende sich nie mit dem Thema der Dissertation auseinandergesetzt hat, ist es beinahe unmöglich, Detailfragen der Prüfer zu beantworten.
Was kostet es, die Dissertation schreiben zu lassen?
Eine Doktorarbeit schreiben zu lassen, kann rund 20.000 Euro kosten (Vgl. Recherchen von jetzt.de). Ob das Geld gut investiert ist, können Promovierende im Vornherein allerdings eigentlich gar nicht feststellen. Aufgrund der zunehmenden Akademikerschwemme werden auch die Dienstleistungen von Ghostwritern gefragter. Nicht immer sind dann wirklich Experten am Werk. Ghostwriter die sich eine Anzahlung oder sogar das gesamte Geld geben lassen, nie liefern oder einfach nicht erreichbar sind, wenn Doktoranden noch zusätzliche Wünsche haben, sind keine Seltenheit. Und Promovierende können sich nicht gegen eine solche Behandlung wehren oder Hilfe suchen.
Welche Dienstleistungen fallen nicht unter Ghostwriting?
Niemand muss sich mit dem Mammutprojekt Dissertation komplett allein gelassen fühlen. Es gibt durchaus Dienstleistungen, die Promovierende ganz legal, gesetzeskonform und im Einklang mit der Prüfungsordnung ihrer Universität in Anspruch nehmen dürfen, um die Qualität ihrer Arbeit zu steigern. Einige der folgenden Dienstleistungen sollten Doktoranden sogar durchführen lassen, bevor sie ihre Arbeit einreichen. Und zwar mit einem völlig ruhigen Gewissen und zu einem wesentlich geringeren Preis, als sie ein Ghostwriter anbieten würde.
Eine sprachliche Verbesserung
REin Korrektorat oder Lektorat sollte jeder Doktorand durchführen lassen, bevor er seine Arbeit einreicht. Es ist für die Professionalität der Arbeit von entscheidender Wichtigkeit, dass beispielsweise die wissenschaftliche Sprache stimmt, dass Abkürzungen einheitlich sind und dass man unklare Textstellen vor der Abgabe noch ausmerzt. Mit dem Korrektorat erhält der Promovierende dann eine eingehende Prüfung von Rechtschreibung, Grammatik und Orthografie. Mehr in die Tiefe geht schließlich das Lektorat, bei dem auch eine stilistische und inhaltliche Prüfung durchgeführt wird. Das heißt, dass unangemessene Sprache korrigiert und auf unklare Stellen hingewiesen wird (Hoffmann, 2010: 101).
Zusätzliches Coaching und Mentoring
Idealerweise sollte der Doktorvater Ansprechpartner und Vertrauter des Doktoranden sein. Manchmal ist die Beziehung aber nicht so, wie man es zuerst erwartet hat, der Doktorvater hat wesentlich weniger Zeit zur Verfügung oder kann einfach nicht in allen Belangen unterstützen. Hier kann dann ein externer Coach helfen. Er unterstützt bei Schreibblockaden, motiviert oder hilft bei ganz allgemeinen Fragen zum wissenschaftlichen Arbeiten. Manchmal ist es vielleicht sogar ein Experte des Themas, der neue Impulse oder Ideen geben kann. Hier ist allerdings die Grenze zum Ghostwriting zu beachten: Ein Coach übernimmt nie Schreibarbeit, er gibt lediglich den Schubs in die richtige Richtung (Weber, 2017: 68)!
Seminare für wissenschaftliches Arbeiten
Selbst nach dem Verfassen einer Bachelorarbeit und einer Masterarbeit kann die Dissertation noch einschüchternd wirken, was ihre Wissenschaftlichkeit betrifft. Es ist völlig legitim, dass Promovierende sich in Sachbüchern, Onlinekursen oder Kursen an der Hochschule Unterstützung holen. Schließlich ist wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben etwas, das den wenigsten einfach zufliegt. Die meisten müssen diese Kür mühsam erlernen. Ein Kurs, der noch einmal Zitierweisen erläutert, mit Literaturverzeichnissen vertraut macht oder einem Promovierenden bestimmte Ausdrücke und Fachwörter noch einmal näherbringt, kann viel Vertrauen in das eigene Können schaffen und helfen, das Großprojekt Dissertation zu strukturieren (Weber, 2017: 69).
Schlussendlich muss sich jedoch jeder Promovierende vor Augen halten: Wer seine Dissertation von einem Ghostwriter schreiben lässt, der hat schlussendlich gar nichts Eigenes erreicht. Und das Wissen darum, verfolgt einen den Rest der professionellen Karriere und des privaten Lebens. Auch wenn sicherlich einigen Promovierenden in einer Durchhängephase die Idee, einen Ghostwriter zu engagieren, sehr rosig erscheinen mag, so ist nichts mit einem fair verdienten Doktortitel zu vergleichen.
Literatur
Bensberg, Gabriele (2013): Survivalguide Schreiben: Ein Schreibcoaching fürs Studium Bachelor-, Master- und andere Abschlussarbeiten, 1. Auflage, Berlin.
Hoffmann, Monika (2010): Besser schreiben für Dummies, 1. Auflage, Weinheim.
Weber, Daniela (2017): Die erfolgreiche Abschlussarbeit für Dummies, 3 Auflage, Weinheim.
Weiterführende Literatur:
Karmasin, Matthias (2017): Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten: Ein Leitfaden für Seminararbeiten, Bachelor-, Master-, Magister- und Diplomarbeiten sowie Dissertationen, 9. Auflage,Wien.
Knigge-Illner, Helga (2015): Der Weg zum Doktortitel: Strategien für die erfolgreiche Promotion, 3. Auflage, Frankfurt.
Kornmeier, Martin (2016): Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht. Für Bachelor, Master und Dissertation, 7. Auflage, Bern.
Wergen, Jutta (2015): Promotionsplanung und Exposee: Die ersten Schritte auf dem Weg zur Dissertation, Opladen.