- Wer darf überhaupt Doktorvater sein?
- Wie kann man mit potenziellen Betreuern in Kontakt treten?
- Wie erkennt man den passenden Doktorvater
- Tipps zu Treffen mit dem Doktorvater
- Literatur
Schon die berühmten Persönlichkeiten der Antike hatten Mentoren. Diese haben sie unterstützt und motiviert, man denke nur an Platon als Mentor von Aristoteles. Eine ganz so große Aufgabe wie Platon kommt dem Doktorvater vielleicht nicht zu. Dennoch soll er Unterstützer und Berater des Doktoranden sein. Ein guter Doktorvater kann die gesamte Dissertation angenehmer und leichter gestalten. Außerdem hilft er, einen Anfang und ein Ende der Mammutaufgabe zu finden. Wie man den idealen Doktorvater für sich und seine Dissertation findet, soll dieser Artikel erläutern.
Wer darf überhaupt Doktorvater sein?
Generell gilt, dass ein Prüfer wissenschaftlicher Arbeiten nur die Prüfungsleistungen abnehmen darf, die er selbst auch schon erbracht hat. Das heißt, ein Hochschulprofessor mit einer Habilitation darf Doktorarbeiten in seinem Fachbereich betreuen (siehe auch diesen Artikel der Zeit). Eine Ausnahme sind Juniorprofessoren, die das auch ohne habilitiert zu sein dürfen. Promoviert der Doktorand als wissenschaftlicher Mitarbeiter einer Hochschule, dann sollte der Doktorvater natürlich auch vom Fachbereich der entsprechenden Hochschule sein. Ein Doktorand sollte Kontakte zur Hochschule zu nutzen, um mit dem potenziellen Doktorvätern ins Gespräch zu kommen. Weitere Informationen zur Wahl und Qualifikation des Doktorvaters kann man der jeweiligen Promotionsordnung der Hochschule zu entnehmen.
Wie kann man mit potenziellen Betreuern in Kontakt treten?
Zuallererst gilt: Nicht aufgeregt sein, bevor man mit einem potenziellen Doktorvater in Kontakt tritt. Schließlich gehört es zur Arbeit eines Hochschulprofessors, Doktoranden zu betreuen. Erfolgreich veröffentlichte Doktorarbeiten sind auch gut fürs Prestige des jeweiligen Betreuers, was den meisten Professoren auch bewusst ist. Einen guten ersten Eindruck kann man mit einem eigenen Themenvorschlag machen. Der darf durchaus locker oder weit gefasst sein – vielleicht hat der Doktorvater selbst noch einen konkreten Vorschlag dazu. Idealerweise kann sich ein Doktorand natürlich gleich selbst beim Professor vorstellen: Ein freundlicher Anruf im Sekretariat kann da Wunder wirken. Falls ein persönliches Treffen erst einmal nicht möglich ist, muss man eine Bewerbung an den Professor formulieren. Hier gilt: Knapp halten, höflich sein und um einen Gesprächstermin bitten.
Wie erkennt man den passenden Doktorvater?
Ein Kandidat ist ausgesucht, ein Termin vereinbart, jetzt geht es ans Eingemachte. Nun kann man den Betreuer kennenlernen und analysieren, ob er wirklich zu einem passt. Die Beziehung zum Doktorvater ist eine Schlüsselbeziehung zum Verfassen der Dissertation. Der Betreuer kann motivieren, aber auch demotivieren. Er kann die Dissertation zum Scheitern verurteilen oder erst erfolgreich machen. Drei Punkte sind deshalb bei der Wahl des richtigen Betreuers zu beachten.
Das erste Kennenlernen
Wer den Professor noch nicht persönlich kennt, der sollte sich über dessen Projekte informieren. Um ein Gespür für das Fachwissen des potenziellen Betreuers zu bekommen, kann man dessen Lehrveranstaltungen oder Vorträge besuchen (Knigge-Illner, 2015:129). Hilfreich kann es auch sein, sich am jeweiligen Lehrstuhl bei den wissenschaftlichen Mitarbeitern oder Studierenden umzuhören. Welchen Eindruck haben sie vom Dozenten? Wie schätzen sie seine Fachkenntnis ein? Haben sie das Gefühl, er nimmt sich Zeit für die Studierenden? Hat er bereits Erfahrung bei der Betreuung von Doktoranden und wenn ja, wie haben diese abgeschlossen? Sind der erste Eindruck und die Erfahrungen anderer mit dem Professor überwiegend positiv? Haben Promovierende auch das Gefühl, dass sein Forschungsgebiet zu ihrem Themenvorschlag passen könnte? Wenn man diese Fragen bejahen kann, ist ein persönliches Gespräch der nächste Schritt.
Die Verbindung zum Forschungsthema
Der potenzielle Doktorvater muss gar nicht der einzige Experte auf dem jeweiligen Gebiet sein (Kniggle-Illner, 2015:129). Es ist aber wichtig, dass der Betreuer das Thema des Doktoranden interessant findet. Und zwar interessant genug, um die Forschungsarbeiten sinnvoll zu ergänzen oder Interessengebiete weiterzuführen und zu inspirieren (Gunzenhäuser, 2015:29). Deshalb ist es so wichtig, sich schon vorab einen Überblick über das Forschungsgebiet zu verschaffen. Manchmal können aus einem ersten Gespräch schon neue Inspirationen und Ansätze für die genaue Festsetzung der Forschungsfrage der Dissertation entstehen. Promovierende können sich auch immer fragen: Wie könnte meine Dissertation auch meinem Professor weiterhelfen? Beispielsweise durch eine zusätzliche Veröffentlichung zu einem bestimmten Thema oder das Entstehen eines neuen Projektes (Messing, 2004:18).
Die persönliche Sympathie
Fast genauso wichtig wie eine gemeinsame Verbindung auf der Themenebene ist es, eine persönliche Ebene mit dem Betreuer zu finden. Promovierende sollten das Gefühl haben, dass sich ihr Betreuer Zeit für sie nimmt. Sie sollten mit ihm über alle Themen und Probleme offen sprechen können. Denn immerhin sind sie voraussichtlich über mehrere Jahre darauf angewiesen, das Gespräch zu dieser einen Person zu suchen. Dabei wird es zwangsläufig auch zu Auseinandersetzungen kommen, die ein gewisses Maß an Sympathie wesentlich angenehmer gestalten kann (Knigge-Illner, 2015:129).
Wenn eine gegenseitige Sympathie besteht, dann ist auch die Wahrscheinlichkeit kleiner, dass der Promovierende sich vom Doktorvater vernachlässigt fühlt. Auch dass ihm zu wenig Zeit eingeräumt wird oder kein Interesse an der Dissertation gezeigt wird, ist dann unwahrscheinlich. Sollte es im Laufe der Dissertation wirklich zu einem Zerwürfnis kommen, ist die letzte Möglichkeit immer, den Doktorvater zu wechseln. Dies ist jedoch nicht ohne weiteres möglich und mit einem hohen Aufwand verbunden. Eine persönliche Verbindung ist deshalb von Anfang an wichtig (Siehe dazu auch die Hinweise der TU Chemnitz). Das bedeutet aber mehr als nur Emailkontakt.
Tipps zu Treffen mit dem Doktorvater
Auch wenn Promovierende einen Doktorvater gefunden haben, wird es gelegentlich zu Auseinandersetzungen und Missverständnissen kommen. Deshalb gelten einige Tipps für das Treffen mit dem Doktorvater und die Besprechung der Dissertation. Promovierende sollten sich die Kritik des Doktorvaters nicht persönlich zu Herzen nehmen. Sie sollten Anmerkungen einfach einzeln durchgehen und sich argumentativ Stück für Stück mit ihnen auseinandersetzen (Knigge-Illner, 2015:253). Viele Anmerkungen klingen vielleicht erst einmal niederschmetternd. Im Nachhinein aus einem anderen Licht und in Ruhe betrachtet sind sie aber vielleicht sinnvoll. Um wirklich das Beste aus dem Gespräch zu ziehen, sollten Promovierende sich außerdem gut darauf vorbereiten. Ein Fragenkatalog macht es leichter, zu einer konstruktiven Diskussion zu kommen. Er kann außerdem helfen, am Ende wirklich neuen Input zu erhalten. Der Doktorvater bemerkt, ob man die Gespräche gut vorbereitet hat und seine Zeit nicht verschwendet. Wenn das der Fall ist, nimmt er sich idealerweise auch öfter Zeit für ein Treffen.
Die Wahl des Doktorvaters hängt von vielen unterschiedlichen Aspekten ab. Man sollte sich vor Augen halten, dass der Betreuer auch nur ein Mensch ist. Auch, wenn der Doktorvater eine Koryphäe auf seinem Forschungsgebiet ist! Doktoranden sollten das offene Gespräch und die ehrliche Diskussion nicht scheuen. Nur eine Kommunikation, die mehr oder weniger auf Augenhöhe erfolgt kann für beide Parteien gewinnbringend sein.
Literatur
Gunzenhäuser, Randi/Haas, Erika (2015): Promovieren mit Plan: Ihr individueller Weg: von der Themensuche zum Doktortitel, 3. Auflage, Opladen.
Knigge-Illner, Helga (2015): Der Weg zum Doktortitel: Strategien für die erfolgreiche Promotion, 3. Auflage, Frankfurt.
Messing, Barbara/Huber, Klaus-Peter (2004): Die Doktorarbeit: Vom Start zum Ziel: Lei(d)tfaden für Promotionswillige, 3. Auflage, Berlin.
Weiterführende Literatur:
Meuser, Thomas (2002): Promo-Viren: zur Behandlung promotionaler Infekte und chronischer Doktoritis, 3. Auflage, Wiesbaden.
Stock, Steffen/Schneider, Patricia/Peper, Elisabeth/Molitor,Eva (2013): Erfolgreich promovieren: Ein Ratgeber von Promovierten für Promovierende, Berlin.
Wergen, Jutta (2015): Promotionsplanung und Exposee: Die ersten Schritte auf dem Weg zur Dissertation, Opladen.