- Was ist der Rote Faden?
- Wie man es schafft, den Roten Faden in der Dissertation beizubehalten
- Literatur
Wenn über wissenschaftliche Texte gesprochen wird, fällt oft der Begriff „Roter Faden“. Jeder kennt ihn, jeder spricht über ihn. Aber was genau versteht man darunter? Im folgenden Artikel wird erklärt, was der Rote Faden ist, wozu man ihn benötigt, und wie man es schafft, ihn in der Dissertation beizubehalten.
Was ist der Rote Faden?
Am ehesten kann man sich den Roten Faden einer Dissertation als sinnvolle Verknüpfung einzelner Gliederungspunkte vorstellen.
Der Rote Faden verleiht dem Text seine Struktur. Er gibt vor, in welcher Reihenfolge die einzelnen Kapitel und Unterkapitel in der Arbeit angeordnet werden sollen. Orientiert man sich daran, so ist der Text zusammenhängend, flüssig zu lesen, leicht verständlich und gut nachvollziehbar für den Leser. Der Rote Faden verhindert, dass einzelne Textbestandteile einfach nur zusammenhanglos aneinandergereiht werden. Zudem wird durch ihn gewährleistet, dass man inhaltlich nicht abschweift, sondern über diejenigen Themen schreibt, die in die jeweiligen Kapitel hineingehören.
So führt der Rote Faden den Schreiber wie den Leser zielgerichtet durch die Dissertation: von der Fragestellung über die Forschung bis hin zum Ergebnis, welches die zu Beginn gestellte Frage beantworten soll.
Wie man es schafft, den Roten Faden in der Dissertation beizubehalten
Um den Roten Faden nicht aus den Augen zu verlieren, kann man Verschiedenes tun. In diesem Abschnitt sind einige Tipps zu finden, die es ermöglichen, den Roten Faden in der Dissertation beizubehalten.
1. Gliederung mit Exposé überprüfen
Zunächst ist es wichtig, eine sinnvolle Gliederung zu erstellen, und sich zu überlegen, was in welches Kapitel gehört. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, sich andere Gliederungen für Dissertationen aus dem eigenen Fach anzuschauen, an denen man sich orientieren kann. Man kann Kommilitonen oder Dozenten zudem fragen, ob es Mustergliederungen von der eigenen Universität gibt, auch hier eignen sich vor allem solche aus dem eigenen Fachbereich.
Sobald die Gliederung fertig ist, kann man zudem ein Exposé schreiben. Darin führt man die Planungsschritte für die Dissertation an. Der Aufbau der Arbeit wird skizziert. Dann nennt man seine Fragestellung, die möglichst klar und spezifisch sein sollte. Als Nächstes formuliert man die Zielsetzung der Arbeit und eigene Hypothesen zur Forschungsfrage. Anknüpfungspunkte zum derzeitigen Stand der Forschung werden gebildet. Schließlich erklärt man, welches Material mit welcher Vorgehensweise bearbeitet werden soll, und fügt dem Exposé einen groben Zeitplan hinzu (vgl. Hinweise zum Exposé von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg 2013, S. 1).
Das Exposé hat zwei Vorteile: Erstens dient es einem selbst als Orientierung und Fahrplan beim Verfassen der Dissertation. Zweitens kann es vor dem eigentlichen Schreibprozess dem betreuenden Professor gezeigt und mit ihm besprochen werden. So erhält man wertvolle Informationen darüber, ob die Dissertation auf die geplante Weise geschrieben werden kann oder Änderungen nötig sind. Bei der Gelegenheit dürfen auch Fragen gestellt werden. Das Exposé ist nur der Plan für die Doktorarbeit, muss aber noch nicht perfekt sein (vgl. Hinweise der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, der Universität Osnabrück und der Philipps-Universität Marburg).
Im Internet und in Fachbüchern findet man zahlreiche Informationen darüber, wie man ein gutes Exposé schreibt. Am besten erkundigt man sich bei seinem Betreuer, welche er empfehlen kann.
2. Vortrag vor Fachkollegen ermöglicht Feedback
Was man schriftlich tun kann, kann man natürlich auch mündlich machen. Wer trotz Gliederung und Exposés noch unsicher ist, ob der Rote Faden vorhanden ist, kann Folgendes probieren: Man kann vor einem Fallkollegium, zum Beispiel vor einer Gruppe Kommilitonen oder in einem Doktorandenseminar, einen Vortrag über die geplante Dissertation halten.
Doktorandenseminare werden von vielen Universitäten angeboten, z. B. an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Wenn es an einer Hochschule keines gibt, kann man allgemeine Kurse zum wissenschaftlichen Arbeiten besuchen und dort ebenfalls einen Vortrag halten. Eine Alternative wäre es, selbst eine Doktoranden-AG zu gründen, in der man sich austauschen und Feedback bekommen kann (vgl. Huber/Messing, 2004, S. 163–167).
Vom Aufbau sollte der Vortrag so gestaltet sein wie das zur Dissertation gehörende Exposé. Der Vortrag sollte alle wichtigen Punkte beinhalten, und man sollte so strukturiert und präzise wie möglich erzählen. Die Zuhörer können rückmelden, ob der Aufbau logisch und die Argumentation nachvollziehbar gestaltet sind. Ist dies nicht der Fall, sollte man seine Gliederung und sein Exposé noch einmal überarbeiten.
3. Fragestellung verbindet alle Teile der Dissertation (H3)
Alle Teile der Dissertation sollen Bezug zur Forschungsfrage haben, die als Leitmotiv für den gesamten Text dient. Dies kann man erreichen, indem man eine sinnvolle Gliederung erstellt.
Beim Schreiben des Textes sollte man folgendermaßen vorgehen. Immer, wenn man beginnt, ein neues Kapitel oder Unterkapitel zu schreiben, sollte man sich fragen: „Trägt das, was ich gerade schreiben will, dazu bei, die Forschungsfrage zu beantworten?“ Wenn die Antwort nein lautet, handelt es sich um überflüssiges Wissen, das nicht in den Text gehört. Zur Beantwortung der Forschungsfrage tragen Hypothesen, Argumente, Beispiele und Verweise auf Literatur bei.
Die eigenen Hypothesen sollen Versuche sein, die Forschungsfrage zu beantworten. Sie sollten ausführlich dargelegt werden. Durch Argumente soll man sie untermauern. Diese können durch die Ergebnisse eigener oder fremder Forschung belegt werden. Schließlich fügt man für jede These und jedes Argument noch Beispiele hinzu, etwa Zitate anderer Wissenschaftler. Ebenso können Tabellen und Diagramme sowie andere Darstellungen von Studienergebnissen als Beispiel dienen. Wichtig ist, den Dreisatz aus Behauptung, Argument und Beispiel bzw. Beleg einzuhalten. Auf diese Weise bekommt man eine gute Argumentation hin.
Hintergrundwissen, das sich nicht direkt auf die Forschungsfrage bezieht, aber für das Verständnis der Dissertation wichtig ist, sollte man in Unterkapiteln abhandelen.
Nach dem Schreiben eines jeden Kapitels oder Unterkapitels ist es empfehlenswert, dieses noch einmal zu lesen und zu schauen, ob sich der Inhalt auch wirklich auf die zentrale Forschungsfrage bezieht.
4. Sprachliche Mittel ausschöpfen
Neben diesen inhaltlichen Kriterien gibt es auch sprachliche. Was muss man bei Sprache und Schreibstil beachten, damit der Text einheitlich und zusammenhängend wirkt?
Das wichtigste beim wissenschaftlichen Schreiben ist die einheitliche Benutzung von Schreibweisen und Begriffen. Es gilt als schlechter Stil, wenn man ein Wort innerhalb ein- und desselben Textes immer unterschiedlich schreibt. Die Gefahr, ein Wort im Text unterschiedlich zu schreiben, ist gegeben, wenn laut Duden mehrere Schreibweisen erlaubt sind. Davon ist beispielsweise das Wort „Exposé“ betroffen. Gemäß Duden ist für dieses Wort auch noch folgende Schreibweise erlaubt: „Exposee“. Damit man nicht mal diese, mal jene Schreibweise benutzt, kann man einfach immer die von Duden empfohlene Schreibweise anwenden.
Ebenso sollte man auf eine einheitliche Zitierweise achten. Die Universitäten und Fachbereiche haben oft Vorgaben dazu, welches Zitationssystem man benutzen soll. Hier ist ein Beispiel zu den Zitierrichtlinien der Philipps-Universität Marburg.
Zu Beginn eines jeden Kapitels und Unterkapitels sollten ein paar kurze einleitende Sätze stehen, die zum Inhalt des jeweiligen Textteils hinführen. Entsprechend sollte am Ende von Kapiteln und Unterkapiteln das Gesagte kurz zusammenfasst und der Bezug zum Anfang sowie zur Forschungsfrage aufgegriffen werden.
Außerdem sollte man die Übergänge zwischen einzelnen Kapiteln durch entsprechende Formulierungen und Übergangswörter kennzeichnen. Diese sind zum Beispiel „andererseits“, „aus diesem Grund“, „dennoch“, „ferner“, „außerdem“ etc. Man sollte vermeiden, einzelne Textteile einfach nur aneinanderzureihen.
Wie man sieht, gibt es viele Methoden, die helfen, dass der Rote Faden in der Dissertation sichtbar wird. Es gibt das Exposé. Es gibt die Möglichkeit, einen Vortrag vor Kommilitonen oder in einem Doktorandenseminar zu halten. Man kann prüfen, ob alle Textteile sich auf die Fragestellung und die Hypothese der Dissertation beziehen. Schließlich kann man noch die sprachlichen Mittel ausschöpfen. Schließlich sollte einer gelungen Arbeit – inkl. guter Struktur und rotem Faden – nichts mehr im Wege stehen.
Literatur
Huber/Messing (2004): Die Doktorarbeit: Vom Start zum Ziel: Lei(d)tfaden für Promotionswillige, dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Berlin.