- Die eigene Motivation prüfen
- Ein Thema für die Dissertation finden
- Unterstützung durch den Arbeitgeber
- Zeitmanagement für eine berufsbegleitende Promotion
- Einen Doktorvater als externer Doktorand finden
- Austausch und Unterstützung finden
- Literatur
Manchmal bietet sich direkt nach dem Studium eine ganz ausgezeichnete Gelegenheit, direkt in den Beruf einzusteigen. Vielleicht hat man auch einfach keine Lust, weiter an der Hochschule zu bleiben. Manchmal lassen die Lebensumstände keine Promotion zu. Oft entsteht der Wunsch nach Weiterentwicklung einfach erst später im Berufsleben. Ganz egal, was die Gründe dafür sind: Wer sich dafür entscheidet, berufsbegleitend zu promovieren, hat eine herausfordernde Zeit vor sich. Eine Hilfestellung soll dieser Artikel bieten.
Die eigene Motivation prüfen
Wer berufsbegleitend promovieren möchte, der muss sich bewusst sein, dass ihm eine große Herausforderung bevorsteht. Außerdem wird dieses Vorhaben über mehrere Jahre hinweg sein Berufs- und Privatleben sehr beeinflussen. Deshalb sollten Promovierende zuallererst die eigene Motivation für das Vorhaben prüfen. Dabei sollten sie sehen, ob sie auch auf der Realität beruht (Knigge-Illner, 2015:79). Denn nicht in jeder Branche ist der Doktortitel wirklich ein Garant für ein höheres Gehalt. In den Rechtswissenschaften bringt er ein bis zu einem Viertel höheres Gehalt ein. Bei der Psychologie sind es nur rund 10 Prozent (vgl. Spiegel-Online Artikel). In anderen Fächern wie Chemie oder Physik ist er schon beinahe obligatorisch und nichts Besonderes. Der Vorteil für die Karriere sollte also nicht der alleinige Grund sein. Am wichtigsten ist das echte Interesse am Thema und der Wissenschaft sowie die Freude am wissenschaftlichen Schreiben (Knigge-Illner, 2015:80).
Ein Thema für die Dissertation finden
Das Thema ist ein sehr großer Motivator für alle, die berufsbegleitend promovieren möchten. Es ist von großer Wichtigkeit, dass man sich genug für ein Thema begeistern kann. Schließlich muss man sich auch nach der Arbeit gerne an den Schreibtisch setzen, recherchieren und schreiben. Neben dem persönlichen Interesse darf man auch den Anschluss zur Wissenschaft und der aktuellen Forschung nicht verlieren. Zudem sollte das Thema nicht nur interessant, sondern auch auf akademischem Niveau wichtig sein.
Doktoranden müssen außerdem damit rechnen, dass der Chef oder die Familie nur wenig Verständnis oder Interesse aufbringen werden (Wergen, 2015:62). Da kann ein spannendes Thema helfen, die Motivation trotzdem aufrecht zu erhalten. Doktorväter können dabei helfen, das Thema noch besser einzugrenzen. Sie können aus einem Themenvorschlag einen roten Faden entwickeln. An diesem kann sich der Doktorand orientieren.
Unterstützung durch den Arbeitgeber
Es gibt Branchen und Firmen, die jemandem, der berufsbegleitend promovieren will, offener gegenüberstehen als andere. In vielen Unternehmensberatungen gehört eine Promotion zur Karriereleiter. Auch in der chemischen Industrie, der IT oder im Rechtsbereich sind Arbeitgeber einer Promotion gegenüber recht offen. Besonders praktisch ist es natürlich, wenn der Promovierende den Arbeitgeber von den Vorteilen für beide Seiten überzeugen kann (Hell, 2017:96). Das ist der Fall, wenn ein Unternehmen selbst wirtschaftlich oder forschungstechnisch von der Promotion eines Mitarbeiters profitiert. Dann stehen die Chancen gut, eine Arbeitszeitreduzierung oder sogar eine Freistellung und Förderung herauszuschlagen. Auch verfügen große Unternehmen mit einer aktiven Forschungsabteilung oft bereits über Kontakte zu Hochschulen. So findet man auch einen potenziellen Doktorvater. Den Arbeitgeber an der Seite zu haben, erhöht den Erfolg der Dissertation entscheidend (Hell, 2017:96).
Zeitmanagement für eine berufsbegleitende Promotion
Wenn man berufsbegleitend promovieren möchte, braucht man eine große Disziplin und Motivation zum Schreiben der Dissertation. Ihnen bleiben nur die „Randzeiten“ des Tages. Während andere sich abends entspannen, sitzen sie am Schreibtisch. Das gilt dann für einen längeren Zeitraum als die üblichen drei bis fünf Jahre. Sieben Jahre oder mehr sollte man schon einplanen (vgl. Artikel aus der Welt).
Zeitplanung der Arbeitszeiten an der Dissertation
Eine Doktorarbeit ist in ihrer Zeitplanung sehr unbestimmt. Die meisten Deadlines sind relativ flexibel und leicht zu verschieben. Das kann dafür sorgen, dass das Projekt leicht monströse Züge annimmt (Knigge-Illner, 2015:123). Eine gute Zeitplanung ist also extrem wichtig, gerade, wenn man berufsbegleitend promovieren will. Dies geht am besten mit konkreten Wochenplänen, die eine klare Struktur von Arbeitszeiten, Pausen und Freizeit geben. Zusätzlich kann ein Forschungsbuch oder eine ausführliche To-Do-Liste helfen. So behält man den Überblick über alle noch zu erledigenden Aufgaben (Wergen, 2015:61).
Doch auch eine noch so gute Planung wird nicht realisierbar, wenn man in einem acht Stunden Job sitzt. Die Arbeitszeit zu reduzieren ist unumgänglich für den Erfolg der Promotion. Neben einer Vollzeitstelle lässt sich keine Dissertation schreiben (Knigge-Ilnner, 2015:102). Auch Besprechungen mit dem Doktorvater oder der Besuch von Kolloquien finden im Regelfall während der Arbeitszeit statt (Wergen, 2015:60). Promovierende müssen mit dem Arbeitgeber also Freistellungszeiträume zwingend absprechen.
Zeitplanung der Familienzeiten
Neben berufsbegleitend promovieren ist unmöglich, wenn man die Arbeitszeit nicht anpasst. Es ist aber auch fast unmöglich, wenn der Promovierende keine Unterstützung von Familie und Freunde erfährt. Bei einer Berufstätigkeit außerhalb der Hochschule bleiben Partnerschaft und Familie für einen geraumen Zeitraum auf der Strecke (Wergen, 2015:62). Da ist es wichtig, die Familie ins Boot zu holen. Sie unterstützt den Promovierenden, der auf Teilzeit reduziert hat, vielleicht auch finanziell. Der oben genannte Zeitplan ist schon einmal eine große Hilfe. Er plant auch Auszeiten ein, die Promovierende für ihre Familie haben. Ein Haushaltsplan ist außerdem sehr hilfreich. Er macht klar, wer aufräumt, Wäsche wäscht, kocht oder die Kinder aus der Schule abholt (Hell, 2017:88). So kann sich der Promovierende zu bestimmten Zeiten wirklich ganz auf die Promotion konzentrieren. Zu diesen „Geschäftszeiten“ ist er nicht erreichbar für andere Aufgaben (Knigge-Illner, 2015:142).
Einen Doktorvater als externer Doktorand finden
Um einen Doktorvater zu finden, ist es am besten, wenn noch Kontakte zur Universität bestehen. Dann können Promovierende sich direkt an den jeweiligen Professor wenden, den sie im Sinn haben. Dabei sollten sie darauf achten, dass dessen Forschungsbereich auch zu ihrem gewählten Dissertationsthema passt. Vielleicht ist man dem Professor noch im Gedächtnis? Dann stehen die Chancen gut, als Doktorand angenommen zu werden.
Doch auch, wenn keine Kontakte mehr bestehen, ist das kein Grund zu verzweifeln. Online auf den Webseiten der Universitäten sind manchmal Doktorandenstellen ausgeschrieben, auf diese kann man sich bewerben. Aber auch Doktorandenforen bieten eine gute Plattform, um mit Professoren in Kontakt zu treten, wenn berufsbegleitend promovieren möchte.
Eine freundliche, knappe Email, die dennoch das Dissertationsthema auf den Wunsch bringt, kann dann oft Wunder wirken. Am besten ist es, den Professor direkt um ein Gespräch zu bitten, in welchem man Details klären kann. Wer zum Gespräch dann gleich einen ausgearbeiteten Vorschlag mitbringen kann, darf sein Exposé bestimmt einreichen. Eine weitere Besprechung macht die Betreuung dann fest.
Berufsbegleitend promovieren ist anstrengend und erfordert viel Disziplin, aber es ist machbar! Neben den oben genannten Tipps kann es auch helfen, sich mit anderen Doktoranden in Doktorandennetzwerken oder Foren auszutauschen. Auch Kurse zu Zeitmanagement und Promotion zu besuchen, kann hilfreich sein. Denn gemeinsam eine Herausforderung zu bestehen, macht diese gleiche ein wenig leichter zu meistern.
Literatur
Hell, Silke (2017): Soll ich promovieren?: Voraussetzungen, Chancen und Strategien, München.
Knigge-Illner, Helga (2015): Der Weg zum Doktortitel: Strategien für die erfolgreiche Promotion, 3. Auflage, Frankfurt.
Wergen, Jutta (2015): Promotionsplanung und Exposee: Die ersten Schritte auf dem Weg zur Dissertation, Opladen.
Weiterführende Literatur:
Messing, Barbara/Huber, Klaus-Peter (2004): Die Doktorarbeit: Vom Start zum Ziel: Lei(d)tfaden für Promotionswillige, 3. Auflage, Berlin.
Meuser, Thomas (2002): Promo-Viren: zur Behandlung promotionaler Infekte und chronischer Doktoritis, 3. Auflage, Wiesbaden.
Stock, Steffen/Schneider, Patricia/Peper, Elisabeth/Molitor,Eva (2013): Erfolgreich promovieren: Ein Ratgeber von Promovierten für Promovierende, Berlin.